166 Vogelarten und rund 600 Verantaltungsteilnehmer*innen in der Zeit vom 14. – 22. Oktober zu Gast auf Wangerooge
Es ist ein besonderes Erlebnis, wenn tausende von Vögeln in riesigen Schwärmen durch die Lüfte sausen. Ihre Rufe und das Rascheln der Federn zur Hintergrundmusik des Herbstes werden. Sie versammeln sich im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, um, gestärkt durch das reichhaltige Nahrungsangebot, weiter Richtung Süden in die Wärme zu ziehen.
Anlässlich dieses Naturspektakels fanden dieses Jahr zum 15. Mal die Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer statt. Dank dem Zusammenwirken vieler Akteure konnte dem Vogelzug auf verschiedenste Weise beigewohnt werden. Fachlich begleitete das Nationalpark-Haus und der Mellumrat e.V. die Woche mit mehreren Exkursionen, Fachvorträgen, animierten Bildergeschichten sowie Kinderaktionen. Zusammen mit Mathias Heckroth, dem Ranger von Wangerooge, ging es mehrfach auf Vogelbeobachtungstour über den Deich. Auch für den erfahreneren Beobachter hatte er spannende Fakten zu erzählen. Durch die Freiwilligen des Mellumrat e.V. wurde auch eine kindgerechte Führung zu den Zugvögeln angeboten. Die Freiwilligen und Praktikantinnen des Nationalpark-Hauses hielten zudem ein buntes Programm für Kinder bereit. Bei einem Spiel- & Bastelnachmittag konnten diese sich in das Leben des Löfflers spielerisch einfinden und durften eine kleine Bastelei als Andenken mit nach Hause nehmen. Mit auf seine spannende Reise nahm „Kenai“ – der kleine Sanderling - die ganze Familie und ob Julius und Bernicla – das Ringelgans-Paar – es dieses Jahr zu ihrem Familienglück geschafft haben, wurde bei den bewegten Bildergeschichten vielstimmig und lebhaft erzählt. Insgesamt 84 Kinder nahmen an diesen Veranstaltungen teil. Die fachlichen Details lieferten Silke Schmidt, Leiterin des Nationalpark-Hauses, mit einem begeisterten und anschaulichen Vortrag zum Thema „Vogelzug und Klimawandel“, sowie der Zugvogelexperte Peter Südbeck, welcher bei Ostfriesen-Tee und Kuchen die Besucher*innen mit in das Leben des diesjährigen Wappenvogels, dem Löffler, nahm. Bedauerlicherweise musste die Fahrt mit dem „VogelZug“, wegen anhaltend starkem Ostwind, abgesagt werden.
Beim traditionellen „Aviatlon“, einem Wettbewerb unter den Inseln und Regionen am Festland, bei dem es darum geht, die meisten Vogelarten zu sehen, konnte Wangerooge dieses Jahr seinen Titel verteidigen und holte mit 166 beobachteten Vogelarten den Sieg. Es konnte jeder seine Beobachtungen unter ornitho.de oder im Nationalpark-Haus melden und so zum Sieg beitragen. Eine besondere Beobachtung hier auf Wangerooge war ein Rotkopfwürger, welcher auf Grund von Lebensraumverlust seit 2010 in Deutschland als ausgestorben gilt und seitdem nur äußerst selten gesehen wurde. Für Wangerooge ist das die 2. Beobachtung. Dank in den ersten Tagen starken Winden konnten zudem viele Hochseevögel beobachtet werden, welche durch die Wetterlage in Richtung der Inseln verweht wurden.
Begleitet durch die evangelische sowie katholische Kirche hat auch das spirituelle Erleben des Vogelzugs Raum gefunden. Den ersten Gottesdienst der Woche wurde in der evangelischen Kirche durch den Pastor Jan Jansen zu der Frage „Frei wie ein Vogel?!“ abgehalten. Während der gesamten Woche fanden mit Pastor Jan Jansen jeweils um 19 Uhr kurze Andachten unter dem Motto „Vogelflug und Federvieh“ statt. Ein Gottesdienst der besonderen Art konnte mit dem kath. Pfarrer Egbert Schlotmann auf einem spirituellen Watt-Gang begangen werden. Auf Schwingen um die Welt ging es am Freitag für die Besucher der kath. Kirche auf einer Lesung bei Tee & Gebäck.
Musikalisch untermalte das Vogelkonzert in der ev. Kirche die Woche. „Kuckuck kuckuck…“ rief es am Mittwoch aus der Nikolaikirche. Die Musikschule Lohne führte mit Klavier, Gitarre, Querflöte, Klarinette, Marimbafon und Blechblasinstrumenten auf verzaubernde Art durch mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte.
Wer es in diesem Jahr nicht geschafft hat, kann sich schon auf nächstes Jahr freuen. Die 16. Zugvogeltage finden vom 12.-20. Oktober 2024 im gesamten Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer statt. Aber auch außerhalb dieser Zeit bietet das Nationalpark-Haus Wangerooge zahlreich Veranstaltungen an. Ein Blick auf die Webseite oder ein Beuch im „Rosenhaus“ lohnt sich.