Tintige Vielfalt

5. Juni 2020

Es gibt unter den Tieren auch eine Gruppe namens Weichtiere. Dort gehören z.B. Schnecken, Muscheln und Kopffüßer hinein. Kopffüßer? Ja, es gibt tatsächlich Tiere, die ihre Füße zu komplizierten Greifarmen umgebildet haben und diese direkt am Kopf tragen: Tintenfische.

Namens gebend ist der Tintenbeutel, der in den Darm mündet. So kann bei Gefahr eine Tintenwolke ausgestoßen werden, die den Tintenfisch vernebelt und dem Feind die Sicht nimmt. Der Tintenfisch kann sich derweil unauffällig auf den Boden begeben, über die Farbzellen in der Haut die Färbung der Umgebung annehmen und sich damit unsichtbar machen.

Tintenfische können über das Farbenspiel ihrer Haut ihre Stimmung ausdrücken: Richtig blass werden, wenn es ihnen nicht gut geht oder farblich fast explodieren, wenn sie aufgeregt/wütend sind. Sie haben komplizierte Augen, die mit unseren Augen vergleichbar sind, und sind von daher in der Lage, ihre Umgebung genau wahrzunehmen.

Ihre äußere Schale ist vollständig nach innen verlegt – so manch einer hat sicherlich am Meeresrand schon einen Schulp gefunden. Dieser sieht aus wie ein kleines, weißes Mini-Surfbrett. Er besteht aus Kalk und winzig kleinen Kämmerchen, die mit Gas (aus dem Darm) oder Flüssigkeit gefüllt werden. Dadurch ist das Gewicht des Schulps unterschiedlich, d.h. der Tintenfisch kann seine Schwebehöhe bestimmen. Außerdem dient der Schulp als innere Stütze. Geschwindigkeit erlangen Tintenfische, indem sie nach dem Rückstoßprinzip schwimmen: Wasser wird schnell über einen Trichter nach außen gepresst.

Wenn sie auf Beutefang sind, sieht man zunächst nur acht kurze Arme. Darunter verborgen sind zwei deutlich längere Fangarme mit Saugnäpfen an der abgeplatteten Spitze. Diese werden dann urplötzlich ausgeschleudert, wenn die Beute sich schon in Sicherheit wiegt…

https://youtu.be/YyqkSKC1ijs

(gefilmt 2005 im Multimar Wattforum)

In den letzten beiden Wochen bemerken wir die Nachwirkungen der Frühlingsgefühle unserer Kalmare. Mann beeindruckt sie mit einem bezaubernden Flimmerspiel seiner bis zu 1.000 kleinen Farbbeutelchen in seiner Haut. Mit dem Auserwählten gibt es ein kurzes Liebesspiel, bei dem er ihr ein Samenpaket unterschiebt. Sie legt die befruchteten Eier in gallertartigen Schläuchen an Algen o.ä. ab. Hin und wieder wird etwas davon abgerissen und landet am Strand. Der Volksmund spricht bei diesem Fund von einer Spargelqualle. Wenn man genau hinschaut, kann man die einzelnen Eier, und, wenn die Zeit von der Ablage her schon weit fortgeschritten ist, sogar einzelne Baby-Kalmare darin sehen, die sich tüchtig bewegen.

https://youtu.be/BLliv3QMnCg

(Videoclip aus unserem Mikroskopier-Aquarium letzte Woche)

Kalmare haben, anders als unsere Sepia, statt eines Schulpes nur eine hornige Rückenplatte. Am Körper befinden sich herzförmige Flossen. Kalmare jagen im Watt gerne nach Garnelen.

Bisher war nur von zehnarmigen Tintenfischen (Sepien und Kalmare) die Rede, der Vollständigkeit halber müssen noch die achtarmige Tintenfische (= Kraken) erwähnt werden.

Im Multimar Wattforum gab es 2005 einen Zirrenkraken, der orangefarbene Oberteile seiner Zuschauer nicht mochte. Tauchte ein Gast in Orange auf, begann der Krake durchs Aquarium zu toben und wütend rot anzulaufen.

Lassen wir den Kraken stellvertretend für uns die schlechte Laune austoben und versuchen, diese Zeit und ihre Hindernisse mit Geduld und Humor zu bewältigen!

Ein schönes, nicht allzu regenfeuchtes Wochenende wünscht das Nationalpark-Haus Team